Setz dir realistische Schreibziele

Ich hoffe, du bist gut ins neue Jahr gestartet – und ganz bestimmt hast du dir auch ein oder mehrere Ziele für dein Autor*innenleben gesetzt, die du 2025 umsetzen möchtest. Einen Agentur- oder Verlagsvertrag zu unterschreiben, zum Beispiel. Oder dein Buch im Selfpublishing zu veröffentlichen.

Ich beobachte, dass viele dabei die einzelnen Steps außen vor lassen, die es braucht, um diese Ziele erreichen zu können. Bei einem Agentur-Vertrag beispielsweise brauchst du erst einmal ein fertiges Manuskript, dazu ein Exposé, eine Leseprobe und ein E-Mail-Anschreiben, das einen guten ersten Eindruck macht. Im Selfpublishing brauchst du ebenfalls ein fertiges Manuskript, das im besten Fall lektoriert und korrigiert sein sollte, bevor du es veröffentlichst – und dazu benötigst du natürlich auch ein ansprechendes Cover, einen Buchsatz etc.

Ich möchte dich damit gar nicht entmutigen, im Gegenteil! Ich möchte, dass du die Ziele erreichst, die du dir für dieses Jahr gesteckt hast. Und deshalb schauen wir uns in diesem Beitrag an, wie du die wichtigste Grundlage dafür – deine fertige Rohfassung – gezielt planst; nicht inhaltlich, sondern allein auf die Schreibroutine bezogen.

Ein Hinweis am Rande: Dieser Blog ist die schriftliche Variante des „Schreiben mit Stil“-Podcasts. Wenn du dir den Inhalt dieses Beitrags also lieber anhören möchtest – hier kommst du zur entsprechenden Episode:

Schritt #1: Was ist dein Wortziel?

Wir starten mit deinem Wortziel: Wie viele Wörter soll dein Manuskript umfassen, wenn du „Ende.“ unter deine Rohfassung setzt? Wenn du dir hier unsicher bist, kannst du dich am Durchschnitt deines Verkaufs-Genres orientieren.

Reine Liebesromane, Action-Romane, Krimis und Thriller umfassen im deutschsprachigen Raum durchschnittlich zwischen 80.000 und 100.000 Wörtern. Die aktuell sehr beliebten Romantasys sind mit 100.000 bis 150.000 Wörtern etwas umfangreicher. Das liegt daran, dass du mehr Szenen brauchst, um deine Welt bzw. dein fantastisches Element vorzustellen. Auch für Urban-Fantasy (80T bis 120T Wörter), klassische High-Fantasy-Geschichten ohne Liebesanteil (120T bis 200T Wörter) sowie für Science-Fiction-Romane (100T bis 150T Wörter) ist der durchschnittliche Wordcount höher, weil du Platz brauchst, um die Welten und/oder die fantastischen, magischen oder technischen inneren Logiken deiner Geschichte zu erklären.

Nimm dir also mal ein Blatt Papier oder eine Seite in deinem Notizbuch und schreibe dir dein Wortziel auf.

Schritt #2: Steck dir einen realistischen Zeitrahmen

Wenn du diesen Ziel-Wordcount für dich definiert hast, darfst du rechnen. Aber keine Angst, hier folgen jetzt keine komplizierten mathematischen Formeln. Es geht darum, dass du dein großes Ziel einer fertigen Rohfassung – oder auch Überarbeitung – in kleinere Abschnitte unterteilst, die dieses große Vorhaben „Ich schreibe ein Buch“ für dich greifbar machen.

Nimm also dein Wortziel und überlege dir, wie viele Wörter davon du realistisch an einem Tag oder in einer Woche schreiben kannst. Sei hier ganz ehrlich zu dir, denn wenn du hier zu ambitioniert rangehst, enttäuschst du dich am Ende nur selbst.

Gehen wir zum Beispiel von einer durchschnittlichen Roman-Länge von 90.000 Wörtern aus. Wenn du diese 90.000 Wörter durch deine realistische Wörterzahl pro Tag oder pro Woche teilst, weißt du, bis wann du deine Rohfassung realistisch beenden kannst.

Schauen wir uns mal drei beispielhafte Timelines an, damit du ein Gefühl dafür bekommst, was das bedeutet:

Timeline #1: Du möchtest dein Manuskript in 3 Monaten fertigstellen

Wenn du 90.000 Wörter durch drei Monate teilst, ergibt das 30.000 Wörter pro Monat. Das sind pro Woche etwa 7.500 Wörter, also rund 1.100 Wörter pro Tag – wenn du wirklich jeden Tag, also 7 Tage die Woche schreibst.

Du kannst das auch in Szenen unterteilen: Wenn du 40 Szenen zu je 2.200 Wörtern (eine gängige Länge) planst, müsstest du pro Woche etwa 3 bis 4 Szenen schreiben, um deinen ersten oder nächsten Entwurf in drei Monaten fertigzustellen.

Timeline #2: Du möchtest dein Manuskript in 3 Monaten fertigstellen

Gibst du dir drei Monate länger Zeit, nimmt das direkt etwas den Druck raus. Wenn du deine 90.000 Wörter durch sechs Monate teilst, ergibt das 15.000 Wörter pro Monat. Das sind pro Woche 3.750 Wörter – also nur noch rund 550 Wörter pro Tag. Bei einem Plan von 40 Szenen müsstest du dann in einer Woche nur noch etwa 1–2 Szenen fertigstellen.

Timeline #3: Du möchtest dein Manuskript in 3 Monaten fertigstellen

Wenn du mit einem Dreivierteljahr für deine Rohfassung rechnest, hast du es noch entspannter. 90.000 Wörter geteilt durch neun Monate ergibt 10.000 Wörter pro Monat. Das sind pro Woche nur noch um die 2.500 Wörter, also entspannte 360 Wörter pro Tag.

Bei einem Plan von 40 Szenen entspricht das dann ungefähr einer Szene pro Woche.

Das sind, wie gesagt, nur Beispiele. Du kannst auch mehr oder weniger Wörter pro Tag oder Woche anpeilen, hier gibt es kein Richtig oder Falsch. Es hängt allein von deinen persönlichen Voraussetzungen ab.

7.500 Wörter pro Woche klingen per se vielleicht machbar, aber wenn ich von mir ausgehe: Mit einem Job, in dem ich auch abends Termine habe, und einer Familie mit zwei kleinen Kindern, wäre es für mich unwahrscheinlich, jeden Tag zu schreiben. Um die 7.500 Wörter pro Woche zu erreichen, müsste ich also vielleicht an drei Tagen jeweils 2.500 Wörter schreiben – abends, wenn mein Kopf schon eher müde ist. Das wäre für mich nicht schaffbar.

Deshalb ist es nicht nur wichtig, dass du ganz genau weißt, was du als Autor*in erreichen möchtest, sondern auch, dass du dir einen Plan dafür zurechtlegst, den du einhalten kannst.

Schritt #3: Überlege dir, wie du deinen Plan umsetzt

Wenn du einen für dich realistischen Wordcount pro Tag oder Woche ausgerechnet hast, kannst du auch das Datum festlegen, bis zu dem du deine Rohfassung oder Überarbeitung abgeschlossen haben müsstest. Markiere dir dieses Datum fett in deinem Kalender!

Und überlege dir dann, wie du deinen wöchentlichen Wordcount Woche für Woche erreichen kannst. An welchen Wochentagen wirst du an deinem Manuskript arbeiten? Gibt es in deiner großen Timeline Urlaube oder andere Termine, die du berücksichtigen musst, an denen du nicht zum Schreiben kommen wirst? Kannst du diese Tage auffangen oder musst du dein Zieldatum doch noch einmal anpassen?

Mach dir auch Gedanken dazu, wann und wo du schreiben wirst. Brauchst du dafür eine besondere Umgebung? Hast du Schreib-Rituale? Bedeutet das Commitment für deine Geschichte, dass du auf etwas verzichten musst, zum Beispiel auf das wöchentliche Kaffee-Date mit deiner besten Freundin? Halte alles fest, das du im Voraus schon planen und abstimmen musst, damit deiner Schreibzeit nichts im Weg steht. 

Ich empfehle dir, deine Schreibzeiten in deinem Kalender zu blocken. Trage dir dafür feste Termine ein. Wenn du dann gefragt wirst, ob du mit ins Kino kommst, bist du dir direkt im Klaren, dass dir dafür ein Schreibabend verloren geht, der eventuell dafür sorgt, dass dein Zieldatum sich verschiebt. Das heißt nicht, dass du neben dem Schreiben nicht mehr leben sollst. Diese Überlegungen sollen dir nur helfen, vor Augen zu behalten, was du realistisch erreichen kannst.

Schritt #4: Übe deinen Plan im Kleinen

Wenn du deinen Plan hast, wenn du also weißt, was das konkret Woche für Woche bedeutet, geht es darum, diesen Plan direkt in die Tat umzusetzen – und dafür setzt du dir kleine Etappenziele.

Starte erst einmal mit den ersten 50 Seiten. Das ist eine willkürlich gewählte Zahl, die sich aber schon nach einer ganzen Menge anfühlt. Es ist mehr, als die meisten Agenturen und Verlage als Leseprobe verlangen, und geht damit über die Mindestanforderung für den Start hinaus. Du beweist dir damit selbst, dass du mehr als das Minimum schaffst – und auf Seite 50 ist die Geschichte in der Regel schon so weit fortgeschritten, dass du im Flow angekommen bist.

Hier bist du also an einem Punkt, an dem du gut innehalten und überprüfen kannst, ob du auf dem richtigen Weg bist. Natürlich inhaltlich: Passt das, was du schon geschrieben hast, zu dem, was du dir davor überlegt und geplottet hast? Aber auch zeitlich: Die 50-Seiten-Marke ist ein guter Punkt, um ein erstes Resümee zu ziehen, ob du deine wöchentlichen Ziele halten kannst oder ob du deinen Schreibplan noch einmal anpassen musst.

Mach dir keine Gedanken, wenn sich dein Plan verändert, weil du ihn etwa an neue Voraussetzungen anpassen musst. Das ist in Ordnung! Nur so kannst du mit deinen Erwartungen realistisch bleiben.

Falls du möchtest, kannst du diesen Prozess immer wieder wiederholen, bis du fertig bist; also 50 Seiten schreiben, eine Bestandsaufnahme machen, gegebenenfalls deine Outline und deinen Plan anpassen, dann weiterschreiben. Du kannst aber natürlich auch durchziehen und direkt bis zum Ende schreiben, wenn du gut im Schreibfluss bist.

Long Story short

Fassen wir die Schritte, wie du deinen ersten oder nächsten Entwurf mit einem klaren Plan fertigstellst, noch einmal zusammen:

Schritt 1: Werde dir klar darüber, was dein Ziel ist. Wie viele Wörter möchtest du insgesamt schreiben?

Schritt 2: Stecke dir einen Zeitrahmen dafür. Wie viele Wörter pro Woche oder Tag sind für dich realistisch schaffbar und zu welchem Enddatum führt dich das?

Schritt 3: Plane konkret, wie du diese Ziele erreichen möchtest. Wann und wo wirst du schreiben? Gibt es etwas, das du dafür vorbereiten musst?

Schritt 4: Schreibe 50 Seiten und mache dann eine Bestandsaufnahme. Passt das, was du geschrieben hast, zu deinem inhaltlichen Plan? Und kannst du deinen Zeitplan einhalten oder musst du ihn noch mal anpassen?

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6 Story Basics für starke Protagonist*innen
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